Interview mit Gregor A. Heussen
Gregor Alexander Heussen beantwortet Fragen zur Zukunft des Fernsehens und wie dieses attraktiv für junge Zielgruppen und Berufseinsteiger bleiben kann.
Er arbeitet auf Anfrage als Dramaturgie-Coach für Autoren oder Redaktionen und Produktionsfirmen. Ansonsten als Autor zur Dokumentarischen Film-Dramaturgie.
Was könnte junge Menschen motivieren, mit Film journalistisch-dokumentarisch zu arbeiten?
Irgendwann merken junge Leute: Sie wollen an wichtigen Projekten mitarbeiten. Manche werden deshalb Handwerker, andere gehen in die Wissenschaft. Wieder andere werden Tunnelbauer oder Mikrobiolog/innen. Was aber kann wichtiger sein, als sichere und zuverlässige Informationen zu finden, zu gestalten und zu veröffentlichen? Im TV. Im Netz. Da wollte ich, damals Mitte 20, mitmachen.
Soziale Ungerechtigkeit, Migration, Klimawandel, manipulierte Fakten: Daran lässt sich durch zuverlässiges Wissen etwas ändern und Menschen können besser leben. Der attraktive Nebeneffekt: Dokumentar-Autor/innen werden mit vielen Lebensbereichen vertraut, die sie nie vorher kannten und in die sie sich sonst nicht einfach so reingetraut hätten. Jede neue Generation bringt neue Aspekte ein in das, was wir wissen und festigt die Grundlagen für politische, wirtschaftliche und kulturelle Entscheidungen. Trotz aller Versuche, dies zu verhindern.
Was könnte junge Leute motivieren, sich Dokumentarisches im Fernsehen anzuschauen?
Junge Leute treffen bevorzugt, auch in den Medien, andere junge Leute. Was dem einen fremd ist, erlebt er dann am anderen. Wie ihre Zukunft aussehen könnte, erfahren junge Menschen am liebsten von Leuten, die nicht viel älter sind als sie selbst.
Oder von solchen, denen sie zutrauen, tatsächlich zu wissen, wie eigene und fremde Gesellschaften funktionieren. Sie erwarten, dass das Fernsehen sich ihrem Lebensrhythmus anpasst.
Das TV-Programmschema – so sehr es aus anderen Gründen sinnvoll ist – passt heutzutage nur selten zum Rhythmus junger Leute. Es könnte aber mit „TV im Netz“ verlinkt sein. Dokumentarisches TV im Netz kann für junge Leute zur Chance werden, selbstbestätigende Echokammern und Informationsblasen zu sprengen. Dazu gehören Filme unterschiedlicher Länge, die Erfahrungen junger Leute erweitern.
Oder Erzählweisen, die jungen Leuten nahe sind, erzählt in lebensnahen Situationen, infodichten Bildern, intensiven Geräuschen, mit junger Musik und in eingängiger, aber genauer Sprache. All das passt auf eine gemeinsame TV-Netz-Plattform. Die öffentlich-rechtlichen Sender sind auf dem Weg dorthin.