Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für Strom, Gas und Wasser zu betreiben ist ein hartes Brot. Meist lösen Negativ-Meldungen das Medienecho aus. Teilweise seit Jahrzehnten stehen sich die Kontrahenten, Akteure aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft gegenüber. Irgendwo dazwischen: die Verbraucher, an die all die Botschaften adressiert sind.
Was treibt die Bürgerinnen und Bürger um? Was interessiert sie rund um die Themen Strom, Gas, Wasser? Eine Studie im Auftrag des baden-württembergischen Verbands für Energie- und Wasserwirtschaft hat sich mit diesem Thema in der ersten Jahreshälfte 2011 befasst. Die Reaktor-Havarie in Fukushima mit den bekannten Folgen für Politik und Energiewirtschaft fiel mitten in diesen Zeitraum – für die Studie ein Gewinn, da sie die öffentliche Diskussion der Katastrophe noch ins Studien-Design einbeziehen konnte.
Sie untersucht einerseits, welche Interessen die Rezipienten verfolgen, wie und wo sie sich informieren. Dieser umfangreiche Teil der Studie liefert klare und umfangreich dokumentierte Ergebnisse: Sie identifizieren „eigenständige Informationssucher“, „abwartende Kommunikationskonsumenten“ „situative Informationssucher“ und „Kommunikationsverweigerer“. Zum anderen werden Akteure wie Journalisten und weitere Kommunikatoren befragt, wie sie die Veränderung der öffentlichen Diskussion wahrnehmen. Nicht zuletzt formulieren die Autoren der Studie – Claudia Mast von der Universität Hohenheim, Helena Stehle und Florian Krüger – praktisch umsetzbare Ratschläge für professionelle Öffentlichkeitsarbeit im Themenfeld Energie und Wasser.
Wenig überraschend steht das Thema Ausstieg aus der Kernenergie ganz oben auf der Agenda. Insgesamt wird die öffentliche Diskussion getrieben von den großen Ereignissen. Erstaunlicherweise stehen praktische Verbraucherthemen wie „Strom sparen“ oder „ökologisch wirtschaften“ beim Verbraucher keineswegs an erster Stelle. Da die Diskussion oft emotional und nahezu irrational wirkt, raten die Autoren davon ab, sich auf die großen Debatten zu beziehen. Erfolgversprechender ist es ihrer Ansicht nach, neue Themenfelder zu erschließen und in diesen die Meinungsführerschaft zu übernehmen. Als mögliche Themen nennen sie Energieverbrauch sowie die Elektromobilität. Sie raten, das Thema Kernenergie isoliert zu behandeln und eher auf das Thema „erneuerbare Energien“ zu setzen. Verbraucherthemen („Strom sparen“, „ökologisch wirtschaften“) werden als langfristige Kommunikationsthemen empfohlen.
Interessant auch die Analyse der Glaubwürdigkeit der einzelnen Akteure: Die Branchenriesen werden zwar als technisch kompetent wahrgenommen, aber nicht immer unbedingt als besonders glaubwürdig. Den Medien wird immer noch mehr Glaubwürdigkeit zugestanden – eine Chance für die Media Relations. Für Praktiker der Energiekommunikation eine lesenswerte und anregende Studie.
Das Buch beim Verlag ansehen und bestellen: Claudia Mast / Helena Stehle / Florian Krüger: Kommunikationsfeld Strom, Gas und Wasser – brisante Zukunftsthemen in der öffentlichen Diskussion, Berlin (Lit Verlag) 2011, ISBN 978-3-643-11284-2