Internationaler Vergleich: Wie Journalisten twittern

Wie twittern Redaktionen? Gibt es nationale Unterschiede? Das Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung (IPMZ) der Universität Zürich untersuchte in einer Studie die Twitter-Accounts von 39 Nachrichtenmedien aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und den USA – Zeitungen, Fernsehsender, Onlinemedien und Nachrichtenagenturen.

Ergebnis: Am häufigsten twitterten britische Redaktionen. Leitmedien versandten fast fast doppelt so viele Tweets wie Boulevardmedien. Nur etwa ein Fünftel der untersuchten Mitteilungen enthielt Hashtags.

Insgesamt nutzen die Redaktionen vor allem der Mittelmeerländer, aber auch in Deutschland und der Schweiz das Potential von Twitter nur zu einem geringen Teil aus.
Für Journalisten ist Twitter einfach ein weiterer Kanal zur Verbreitung der Beiträge. An zweiter Stelle steht das Kommentieren von Ereignissen und der Berichterstattung.

Abstract (engl.): The study analyzes the adoption and use of the microblogging platform Twitter by newspapers and television stations. The results of a content analysis show that the use of social bookmarking tools on news organizations’ websites and the adoption of Twitter have become important tools in the news distribution. However, the study also reveals that news organizations rarely use Twitter as a community-building tool and that shovelware still dominates the Twitter feeds. The use of the main Twitter channels has not developed beyond the utilization as a promotional tool.
Zum Bericht beim European Journalism Observatory (dt.)
The study „Shoveling tweets“ (engl.)

Löst Fundraising die Probleme des Journalismus?

Der Journalist als Unternehmer soll sich seine Aufträge selbst suchen – im Idealfall finanziert durch Stipendien und Stiftungen. Das legen Ergebnisse aus den USA nahe. Doch diese Entwicklung hat auch negative Seiten. Stefan Ruß-Mohl und Kate Nacy haben für die Neue Zürcher Zeitung einen nachdenklichen Beitrag über den hochgelobten „Stiftungsjournalismus“ geschrieben.

Sie befürchten, „dass künftig Journalisten ihre unternehmerischen Talente vor allem im Nonprofitsektor austesten müssen, und zwar, um Stifter und Philanthropen zur Förderung jenes hochwertigen Journalismus zu bewegen, der sich bis jetzt nicht durch Online-Werbung oder Online-Abonnements finanzieren lässt. Die neuen Journalisten würden dann keine dynamischen Unternehmer Schumpeterscher Prägung werden, sondern Fundraiser – oder, um es eindringlicher auf Deutsch zu sagen: Leute, die sich ihr täglich Brot zusammenbetteln müssen. Mit allen gar nicht so neuen Abhängigkeiten, die sich daraus für die Berichterstattung ergeben.“ Zum Beitrag Der Journalist als Unternehmer

Interview mit Gabriele Hooffacker

Das Internet hat nicht nur unseren Alltag verändert, sondern auch den Beruf des Journalisten. Die Branche ist seit Jahren in einem starken Wandel. „Die Leser sind noch kritischer und medienkompetenter geworden – auch durch das Internet. Dass gerade Online-Leser nicht alles glauben, was da steht, ist keine schlechte Entwicklung“, meint Gabriele Hooffacker.

Jürgen Haug-Peichel von der Mainpost führte dieses Interview mit Gabriele Hooffacker.

Vocer: Journalismus lehren verändert

Der Journalismus verändert sich. Zum Glück. Wir sind ja nicht Journalistin, Journalist geworden, um 40 Jahre lang das Gleiche zu tun. Wer heute 20 Jahre mit dabei ist, hat 20 spannende Jahre miterlebt. Welche Veränderungen wollen wir akzeptieren? Was können wir als Journalistenausbilder verändern?

Die Diskursplattform Vocer hat für ihr Dossier Medienmacher von morgen Gabriele Hooffacker von der Journalistenakademie zu aktuellen Veränderungen in der Journalistenausbildung befragt. Zum Beitrag Journalismus lehren verändert

Arbeitsagentur kürzt Weiterbildung um ein Drittel / Mindestlohn beschlossen

Die Förderung der beruflichen Weiterbildung durch die deutschen Jobcenter ist im Juni 2012 abermals um mehr als ein Drittel zurückgegangen, im Rechtskreis des SGB III sogar um fast 37 Prozent. Gleichzeit wurde im Bundeskabinett ein Mindestlohn gemäß dem Vorschlag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) für die Beschäftigten im Bereich der Weiterbildung nach SGB II/III beschlossen. Künftig sollen Lohnuntergrenzen von 12,60 Euro in Westdeutschland und 11,25 Euro in Ostdeutschland pro Stunde allgemeinverbindlich gelten.

Gabriele Hooffacker, Leiterin der Journalistenakademie, hält diese Untergrenzen für menschenunwürdig: „Wer einen qualifizierte Weiterbildungskurs im Bereich Online-Journalismus halten soll, kann nicht von 12,60 Euro pro Stunde leben.“ Eine solche Vorgabe sei eine Missachtung der Leistung der Dozentinnen und Dozenten in der beruflichen Weiterbildung. Gleichzeitig sorge sie dafür, dass die Betroffenen ins Prekariat gedrängt würden. Hooffacker berichtet von einem Fall, in dem das Jobcenter einem langzeitarbeitslosen Journalisten geraten habe, sich doch als Dozent in der beruflichen Weiterbildung zu versuchen. „Angesichts des dramatischen Rückgangs bei der Förderung und angesichts des vom Ministerium Frau von der Leyens empfohlenen Mindestlohns entbehrt ein solcher Vorschlag nicht eines gewissen Zynismus’.“ Die Leiterin der Journalistenakademie legt Wert auf die Feststellung, dass sich die Honorierung der Dozierenden an ihrer Einrichtung an anderen Journalistenschulen orientiert, nicht an den Vorstellungen des Ministeriums.

„Journalist darf kein ungeschützter Beruf mehr sein“

Zur Journalistenausbildung nimmt Jörg Sadrozinski, Leiter der Deutschen Journalistenschule, im Interview mit dem „Medien-Magazin“ des Mediencampus Bayern Stellung. Er fordert dort: „In der derzeitigen Situation des Journalismus muss man darüber nachdenken, dass man Journalismus auch als einen Beruf etabliert, der bestimmten Qualitätskriterien folgt. Diese Kriterien müssen nachvollziehbar sein, auch in der Ausbildung. Journalist darf in Zukunft kein ungeschützter Beruf mehr sein. Man muss dazu hinkommen wie bei Medizinern und Juristen, dass man eine vorgeschriebene Ausbildung durchlaufen haben muss, ums sich Journalist nennen zu dürfen. Das Internet mit all den Möglichkeiten, journalistisch zu arbeiten, hat das Berufsbild aufgeweicht.“

 Auf die Nachfrage, ob ein Staatsexamen wie etwa in Medizin oder Jura eine Möglichkeit sei, antwortet Sadrozinski: „Artikel 5 des Grundgesetzes schützt die Meinungsfreiheit in Deutschland. Jeder soll seine Meinung frei äußern können. Deshalb ist staatlicher Einfluss in der Journalistenausbildung schwierig. Ich könnte mir vorstellen, dass hier der Deutsche Journalisten-Verband und die Deutsche Journalisten-Union eine Rolle spielen. Sicher können auch Einrichtungen wie der Mediencampus Bayern die Standards festlegen. Mit dem Qualitätssiegel sind Sie ja auf einem guten Weg. In meinen Augen sollten Standards deutschland- und vielleicht sogar europaweit gelten.“

Das komplette Interview steht im Medien-Magazin, Ausgabe 2012/2013, S. 9-11.

Das Medien-Magazin gibt es kostenlos beim Mediencampus Bayern, www.mediencampus.de, info@mediencampus.de