Journalistenschüler fordern angemessene Bezahlung

Journalistenschüler aus zehn deutschen Journalistenschulen trafen sich in München und verfassten eine Petition an die deutschen Tageszeitungsverleger. Nach dem von den Verlegerverbänden geplanten Tarifwerk II sollen künftige Redakteure und Redakteurinnen mit rund 30 Prozent weniger Bruttogehalt abgespeist werden.

Noch bis 11. Juli kann die Petition im Internet unterschrieben werden: Offener Brief und Zeichnungsmöglichkeit bei www.openpetition.de

Netzwerk Recherche zahlt Fördermittel zurück

Das netzwerk recherche (nr) hat die Bundeszentrale für politische Bildung (BPB) über Unregelmäßigkeiten bei Abrechnungen früherer Fördermaßnahmen informiert. In den Jahren 2008 bis 2010 wurden offenbar nicht alle Einnahmen im Zusammenhang mit der Jahrestagung gegenüber der Bundeszentrale vollständig angegeben. Der Vorstand hat beschlossen, vorsorglich alle erhaltenen Fördermittel der BPB für die Jahrestagungen (2007-2010) zurückzuzahlen. Insgesamt wurde ein Gesamtbetrag in Höhe von rund 75.000 Euro an die BPB überwiesen.

Thomas Leif hat nach einigem Hin und Her die Verantwortung für mögliche Abrechnungsfehler übernommen. Er schied aus dem Vorstand aus. Bislang blieben alle Mitglieder der Journalistenvereinigung treu.
Zur Pressemitteilung des nr-Vorstands
Bericht auf Spiegel online
Hamburger Abendblatt: Keine Austritte

Web 3.0 ist eher Vision als Wirklichkeit

Mit der Entwicklung des Internets zum Leitmedium ist die Bedeutung der klassischen Medien in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Anton Simons, Journalist und Blogger, antwortet auf die Frage „Über welche Qualifikationen und Qualitäten sollte der „Journalist 2.0“ verfügen?“

In Zukunft wird es kaum mehr möglich sein, im Journalisten-Beruf ohne ein gewisses Maß an Internet-Affinität zu bestehen. Wer Journalist werden möchte, sollte Freude am Ausschöpfen der neuen Möglichkeiten und am Experimentieren mit den sich wandelnden Darstellungsformen mitbringen. Er sollte zum Diskurs mit dem Nutzer bereit sein und er sollte gewillt sein, sich von den Nutzern beim Schreiben quasi über die Schulter schauen, sich ergänzen und gegebenenfalls auch korrigieren zu lassen.

Welche Chancen bietet das Web 2.0 Medienunternehmen und Journalisten?

Die Technologien und Tools des Web 2.0 machen eine Erhöhung der Arbeitseffizienz, der Produktivität und der Produktqualität möglich – zum Beispiel dadurch, dass sie es in einem bislang nicht möglichen Ausmaß erlauben, die Schwarmintelligenz der Mitarbeiter und kollektive Nutzerressourcen anzuzapfen.

Sublokale Blogs („Placeblogs“) und Blogs, die intensiv sehr eng umgrenzte Themen
bearbeiten, werden von Journalisten in den nächsten Jahren möglicherweise zunehmend
als Möglichkeit genutzt, unter Umgehung der klassischen Medienunternehmen mit
Qualitätsjournalismus Geld zu verdienen.

Wie könnte die nächste Entwicklungsstufe des Internets (das Web 3.0) aussehen?

Es gibt durchaus vielversprechende Ansätze. Trotzdem ist das Web 3.0 bislang eher eine Vision als Wirklichkeit. Wenn es das semantische und quasi mitdenkende Netz aber tatsächlich einmal gibt, könnte es dem Journalismus – ebenso wie es das Web 2.0 getan hat – neue Dimensionen eröffnen.

Das vollständige Interview mit Anton Simons bei complus

Storytelling in der Praxis

„Storytelling ist kein Selbstzweck, es ist die effektivste und nachhaltigste Form der Übermittlung von Information. Wir behalten Fakten nur, wenn wir sie zu Sinnzusammenhängen verknüpfen. Eigentlich kommunizieren wir dauernd über Stories, und wenn sie nur einen Satz lang sind.“ Stefan Leidel hat einen lesenswerten Beitrag über Storytelling im Zeitalter der Informationsüberflutung geschrieben. Hübsch: Ernest Hemingways Kurzgeschichte in sechs Wörtern (auch wenn das Hotel Algonquin hieß und nicht Algondin). Leidels Fazit: dem User einen Bezugsrahmen liefern, anstatt ihn mit News zu bombardieren. Zum Beitrag „Wenn Fülle den Geist beschränkt“

Springer-Journalisten für Griechenland-Serie ausgezeichnet – jetzt hagelt es Kritik

Deutlich verwundert zeigen sich die Autoren einer kritischen Studie über die Griechenland-Berichterstattung der BILD-Zeitung. Denn just für diese Berichterstattung erhalten zwei Springer-Journalisten am 22. Juni den Herbert-Quandt-Medienpreis. Die BILD-Journalisten Nikolaus Blome und Paul Ronzheimer werden für ihre Artikel-Serie „Geheimakte Griechenland“ ausgezeichnet.

Bei der Otto-Brenner-Stiftung (OBS) ist vor einigen Wochen eine Studie erschienen, die die BILD-Berichterstattung über die Griechenland- und Eurokrise 2010 untersucht hat. Ihr Ergebnis: „Bild“ sei ein Boulevardmedium, das an die Stelle des Journalismus Methoden der Werbung, der Unterhaltung, der Kampagnenkommunikation und des Marketings setze. Insbesondere die von der Quandt-Stiftung prämierte Herbstserie war Gegenstand der OBS-Untersuchung. Für die Autoren der BILD-Studie, Dr. Hans-Jürgen Arlt und Dr. Wolfgang Storz ist die Auszeichnung der Serie mit einem Journalistenpreis nicht nachvollziehbar. Sie haben eine kritische Stellungnahme zu der Jury-Entscheidung verfasst und die OBS gebeten, diese Stellungnahme öffentlich zu machen. Die Otto-Brenner-Stiftung hat die Johanna-Quandt-Stiftung eingeladen, in einer gemeinsamen Veranstaltung ihre Preis-Entscheidung zu begründen und zu diskutieren.

Zur ausführlichen Stellungnahme Drucksache Bild – Eine Marke und ihre Mägde

Zur Studie und ihrer satirischen Präsentation: Kai! Was tust Du uns Deutschen an!!!

Tagung „Journalism reloaded“, 4.-5. Juli 2011

Welche Fähigkeiten und Fertigkeiten benötigen die Journalisten der Zukunft? Welche Berufsbilder entstehen, welche verschwinden? Wie sieht eine zeitgemäße Aus- und Weiterbildung für Journalisten aus? Antworten auf diese Fragen gibt die Fachkonferenz „Journalism Reloaded“ der Leipzig School of Media am 4. und 5. Juli 2011.

Am ersten Tag der Fachkonferenz geben Wissenschaftler und Praktiker in einem Expertenkolloquium einen Überblick über die für die Weiterentwicklung des Berufsbilds ‚Journalist‘ wesentlichen Entwicklungen. Am zweiten Tag werden einzelne Themenfelder in Workshops vertiefend bearbeitet.

Auf der Veranstaltung sollen Grundlagen für die Leipziger Deklaration zur Aus- und Weiterbildung von Journalisten erarbeitet werden. Mehr zur Tagung und Anmeldemöglichkeit

Radio-Interview: Autorisieren oder nicht?

Muss ein Radio-Interview autorisiert werden? Nein, erklärt Axel Buchholz, zusammen mit Walther von La Roche Herausgeber des Buch-Klassikers Radio-Journalismus, denn: „Gesagt ist gesagt“ (S. 153, 9. Auflage).

Ist das Interview live, stellt sich die Frage nach einer Autorisation gar nicht. Für aufgezeichnete Interviews gilt: In der Regeln ist der Interviewte darüber informiert, dass er für ein Radio ein Interview gibt und das dieses wohl veröffentlicht werden wird. Mehr dazu im Beitrag der Funkwerkstatt.

Mehr Interesse an regionalen Angeboten online

Regionale Angebote im Internet sind Thema eines Beitrags der aktuellen Media-Perspektiven. Welche Bedeutung hat die Region, haben regionale Themen für das Internet? Studienergebnisse belegen ein starkes Interesse der Menschen an Lokalem und Regionalem. Für das Internet zeigte sich in den letzten Jahren eine wachsende Nutzung regionaler Informationen. Vor allem Service-, Freizeit- und Kulturthemen werden zunehmend online genutzt. Vorwiegend die mittlere und jüngere Generation nutzt das Netz für Regionales. Es ist zu erwarten, dass regionalorientierte Internetnutzung weiter zunehmen wird, je mehr ältere Menschen online gehen, schreiben Ekkehardt Oehmichen und Christian Schröter.

Themen und Medien
Welche Themen interessieren am meisten? Welchen Medien wird die höchste Kompetenz für regionale Internetinformationen zugeschrieben? Laut ARD/ZDF-Onlinestudie liegen hier die Angebote der Tageszeitungen und der Landesrundfunkanstalten vorn. Welchen Konzepten sie in ihren regionalen Onlineangeboten folgen, wird anhand von Beispielen beschrieben. Zeitungen und Sender müssen sich in einem Umfeld behaupten, in dem zum einen kontinuierlich neue Anbieter hinzukommen, zum anderen technische Entwicklungen wie mobiles Internet oder Geodienste ständig neue Nutzungsformen erlauben. Neben lokalen Dienstleistern und Einzelhändlern sind es vor allem Vereine, lokale Organisationen und Interessengruppen sowie kommunale oder regionale Einrichtungen, die das Internet als regionale Kommunikationsplattform nutzen.
Derzeit stehen regionale Onlineangebote, so das Fazit, in erster Linie in einem Ergänzungs- und Komplementärverhältnis zu den Service- und Informationsleistungen der anderen Regionalmedien. Sie verdichten die regionalen Kommunikationsflüsse, verbessern den Grad der Informiertheit und der Einbindung der Nutzer. Der Wettbewerb durch die regionalen Onlineangebote beschränkt sich allerdings nicht nur auf den Printsektor. Auch die regionalen Radio- und Fernsehangebote müssen sich dieser neuen Konkurrenz stellen.

Download des kompletten Beitrags zu regionalen Angeboten im Internet (PDF)

Henri-Nannen-Preis für Wolf Schneider

Wolf Schneider erhält für sein journalistisches und publizistisches Lebenswerk den Henri-Nannen-Preis 2011 von Gruner + Jahr und dem „stern“. Schneider, 85, ist Journalist, Sachbuchautor und Sprachkritiker.

Wolf Schneider, geboren 1925 in Erfurt, wurde 1966 von Henri Nannen nach Hamburg zum „stern“ geholt. Stationen beim Axel Springer Verlag, unter anderem als Chefredakteur der Tageszeitung „Die Welt“, folgten. 1978 übernahm Schneider die Leitung der neu gegründeten Hamburger Journalistenschule, die später nach Henri Nannen benannt wurde. Wolf Schneider ist zusammen mit Detlef Esslinger Autor des Journalismus-Lehrbuchs Die Überschrift in der Reihe Journalistische Praxis. Im Video für die Website zum Buch liest Wolf Schneider aus „Die Überschrift“.

Facebook lockt mit Journalisten-Workshops

Mit einer Online-Akademie für Journalisten will Facebook bei den Medien punkten. „Das ist auf gar keinen Fall ein Volkshochschulkurs für Journalisten“, sagte Tina Kulow, die deutsche Sprecherin von Facebook, dem „Tagespiegel“. Vielmehr seien in Gesprächen mit Journalisten immer wieder Fragen aufgetaucht, was man mit Facebook machen kann, um mit Lesern in Kontakt zu treten oder gar neue Leser zu gewinnen. In den USA findet bereits am 27. April in Palo Alto am Firmensitz von Facebook ein erster Journalisten-Workshop statt. Auch in Deutschland ist ein solches Treffen in Planung, „wenn auch zuerst als Testballon“, wie Kulow sagt.

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