Journalistenakademie auf Abwegen titelte das Magazin Cicero online Ende Februar. Gemeint war die Akademie der Bayerischen Presse (ABP), eine klassische Volontärsschmiede mit umfangreichem Kursprogramm in München. Kritisiert wird insbesondere, dass die ABP nicht nur das journalistische, sondern auch PR-Handwerk vermittele. Zudem werden ihre Weiterbildungskompetenzen auch von Unternehmen für Inhouse-Schulungen genutzt. Es sei „eine Frage der Glaubwürdigkeit“, Journalismus- und PR-Kurse nicht gleichzeitig anzubieten, meckern insbesondere Leiter privater PR-Akademien, die meist frei finanzierte Kurse zu wesentlich höheren Teilnahmegebühren im Programm haben. Da die ABP institutionelle Förderung vom Freistaat erhält, sehen manche Wettbewerber hier eine Marktverzerrung. Auch Heike Schweitzer, Professorin für Kartellrecht an der Universität Mannheim, fürchtet, hier könnte einem Marktteilnehmer mit staatlichen Mitteln ein Wettbewerbsvorteil verschafft werden.
Die Fördermittel sind nicht unbeträchtlich: Wie Petra Sorge für Cicero online recherchiert hat, waren es 2013 nach offiziellen Angaben 420.750 Euro, 2014 sollen es 467.500 Euro werden. Da die meisten Journalistenschulen von den Teilnahmegebühren nicht leben könnten, ist die Förderpraxis jedoch Tradition: So unterhalten viele Verlags- und Medienhäuser eigene Journalistenschulen, auf die zum Teil auch externe Teilnehmende aufgenommen werden. Die Kirchen betreiben Journalistenschulen und Journalistenakademien, und auch parteinahe Stiftungen bieten mit öffentlichen Geldern geförderte Kurse und Lehrgänge an. (Anmerkung in eigener Sache: Auch viele Studierende der Stiftung Journalistenakademie Dr. Hooffacker erhalten für die Teilnahmegebühren an Weiterbildungslehrgängen und Seminaren öffentliche Fördermittel insbesondere aus der Arbeitsverwaltung).
Ist das verwerflich? Ist es nicht genau der freie Markt, der Unternehmen dazu bringt, ihre Mitarbeiter lieber zu Journalistenschulen als zu PR-Akademien zu schicken? Insbesondere die Medienarbeit (media relations), um die es bei den genannten Kursen geht, hat sich in ihren Methoden dem journalistischen Handwerk stark angenähert. Die Journalistenschulen bieten hier Kompetenzen, die sich an den PR-Akademien bisher nicht immer im gleichem Maße finden.
Sind Medienunternehmen keine Unternehmen? Die Argumentation, dass Journalismuskurse – also mit öffentlichen Mitteln bezuschusste Aus- und Weiterbildung für Medienunternehmen – erlaubt, die Ausbildung anderer Unternehmensmitarbeiter jedoch kritisch zu sehen sei, lässt außer Acht, dass Verlagshäuser ebenfalls frei finanzierte Unternehmen sind.
Was vom Skandal übrig bleibt, ist Wettbewerbsgezänk. Das ließe sich dadurch lösen, dass spezielle Medienarbeits-Kurse vielleicht tatsächlich zu höheren Preisen angeboten werden als journalistische – in der Preisgestaltung sind Journalistenschulen ja frei. Müsste die Journalistenausbildung in Deutschland hingegen auf öffentliche Fördermittel verzichten, sähe es schlecht aus für journalistische Aus- und Weiterbildung.
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