Ein Muss für Big Data: „Forschungsmethoden“. Ein Grundlagenbuch zu Erkenntnisinstrumenten


Von PD Dr. Uta Corsa

Dank Big Data wird die Zahlenwelt täglich größer. Empirische Methoden begleiten uns täglich als Wahlumfragen, Beliebtheitsskalen, Werbung. Wissenschaft ist so unbewusster Begleiter und prägt unsere Vorstellung von Welt. Empirisches Verstehen müsste längst eine Schlüsselqualifikation sein.

Doch mit welchen Mitteln und Instrumenten entstehen all diese Zahlen und Fakten, die unsere Vorstellung von Welt prägen. Was sind quantitative und qualitative Forschungsmethoden? Mit welchen Mitteln und Instrumenten erheben sie unsere Realität? Welche Ziele hat wissenschaftliche empirische Tätigkeit in der Psychologie und in den Sozialwissenschaften?

Hussy/Schreier/Echterhoff stellen einen wissenschaftlich fundierten und praxisnah präsentierten Überblick über quantitative und qualitative Erhebungsmethoden vor. Ein fundiertes Grundlagenbuch auch für Fachfremde. Verständlich durch seine gute didaktische Struktur, die komprimiert Definitionen, Beispiele, Praxiskonzepte, Kontrollfragen und Zusammenfassungen beinhaltet.

Der von den Autoren gewählte Bezug zur Psychologie ist deshalb so interessant, weil das Erleben und Verhalten der Menschen und damit auch die Vor- und Nachteile der jeweiligen Methoden in den Mittelpunkt gerückt werden.

Hussy, Walter/Schreier, Magrit/Echterhoff, Gerald (2013) Forschungsmethoden in Psychologie und Sozialwissenschaften für Bachelor, Springer Berlin Heidelberg.

Nicht nur für Wirtschaftswissenschaftler: Wirtschaftspsychologie


Von PD Dr. Uta Corsa

Komplex ist das Verhalten und Erleben von Menschen in Bezug auf Produkte und Dienstleistungen. Ihr Verstehen basal für jeden Wirtschaftswissenschaftler und für das Funktionieren unseres ökonomischen Systems. Ein Muss auch für den aufgeklärten Verbraucher. Eine Schlüsselqualifikation für jeden Bürger.

Wissenschaftlich fundiert, beispielhaft untersetzt, spannend zu lesen, gut strukturiert in die drei Bereiche: Kaufen und Konsumieren; Haushalten und Verbrauchen und Bewerten und Gestalten von Ressourcen. So präsentiert sich Wirtschaftspsychologie als angewandte und verständliche Wissenschaft.

Gerade diese gute Verknüpfung von Wissenschaft und Praxis ermöglicht das Verstehen von so komplexen Verhaltensprozessen wie Werbewirkungsmodellen, Kaufentscheidungen, Überzeugungsprozessen, Markenmanagement, Kundenzufriedenheit, psychologischer Marktforschung, Finanzpsychologie und Work-Life-Balance.

Moser, Klaus (Hrsg.) (2015): Wirtschaftspsychologie, Springer, Berlin, Heidelberg. 2. vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage

Buchkritik „Das neue Handbuch des Journalismus und des Online-Journalismus“

Das neue Handbuch des Journalismus und des Online-Journalismus hat sich Marcus Bösch vorgenommen. Zitat: „‚Zwischen Journalisten und Bloggern herrscht Krieg.‘ Das sage nicht ich, das steht als erster Satz im Kapitel ‚Was Journalisten von Bloggern lernen können‘ in dem Buch ‚Das neue Handbuch des Journalismus‘. Halt, Moment, der Titel geht noch weiter ‚und des Online-Journalismus‘. Kommt man ja jetzt irgendwie nicht drumherum um dieses Internet, überarbeitet man das Buch von 1996, 1998, 2003 und schreibt 2012 halt noch was zum Internet mit dazu. Zum Beispiel sowas hier: “Das Internet wirbelt das Leben durcheinander und den Alltag der Menschen.” Huiii.“ Weiterlesen bei Marcus Bösch

Weitere Kritiken, die in dieselbe Kerbe hauen, schlossen sich an. Ich entdeckte eine Buchkritik von Peter Schumacher sowie eine Rezension von Christian Jakubetz in seinem Blog. Ulrike Langer, Mitautorin von „Unversalcode“, hat eine gute Übersicht zu den vorwiegend empörten Statements aus der Bloggerszene zusammengestellt.

Ein Zitat aus dem neuen Handbuch zum Videojournalismus im Web möchte ich den Mitlesenden nicht vorenthalten: „Notwendig sind eine teure Kamera nebst Mikrofon und Kopfhörer, ein Laptop mit großem Speicherplatz, ein gutes Programm zum Schneiden des Rohmaterials, Routine und viel Zeit.“ Hm – so oder ähnlich stand das seit dem Jahr 2000 in einigen Lehrbüchern rund um den Online-Journalismus, und es war auch 2005 noch nicht falsch. Inzwischen hat sich einiges getan. Man sollte, wenn man schon abschreibt, aus den neueren Auflagen der entsprechenden Lehrbücher abschreiben. Da fehlt dann zumindest das „teure“ vor Kamera. Und vielleicht werden sogar schon Smartphones und Tools in der Cloud erwähnt…

Bei Meedia antwortet nun Wolf Schneider im Interview selbst auf den Shitstorm. Abgesehen von persönlichen Befindlichkeiten und Aversionen (die bitte ignorieren) wird hier noch einmal der klassische Journalismus des 20. Jahrhunderts sichtbar – und auch, was wir verlieren, wenn wir nicht wesentliche Elemente daraus hinüberretten ins digitale Zeitalter. Man sollte es lesen.

Nachtrag (5.2.): Inzwischen gibt es eine ausgewogene Stellungnahme von Stefan Niggemeier.

Rezension: Wie kommuniziert man Energiethemen?


Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für Strom, Gas und Wasser zu betreiben ist ein hartes Brot. Meist lösen Negativ-Meldungen das Medienecho aus. Teilweise seit Jahrzehnten stehen sich die Kontrahenten, Akteure aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft gegenüber. Irgendwo dazwischen: die Verbraucher, an die all die Botschaften adressiert sind.

Was treibt die Bürgerinnen und Bürger um? Was interessiert sie rund um die Themen Strom, Gas, Wasser? Eine Studie im Auftrag des baden-württembergischen Verbands für Energie- und Wasserwirtschaft hat sich mit diesem Thema in der ersten Jahreshälfte 2011 befasst. Die Reaktor-Havarie in Fukushima mit den bekannten Folgen für Politik und Energiewirtschaft fiel mitten in diesen Zeitraum – für die Studie ein Gewinn, da sie die öffentliche Diskussion der Katastrophe noch ins Studien-Design einbeziehen konnte.

Sie untersucht einerseits, welche Interessen die Rezipienten verfolgen, wie und wo sie sich informieren. Dieser umfangreiche Teil der Studie liefert klare und umfangreich dokumentierte Ergebnisse: Sie identifizieren „eigenständige Informationssucher“, „abwartende Kommunikationskonsumenten“ „situative Informationssucher“ und „Kommunikationsverweigerer“. Zum anderen werden Akteure wie Journalisten und weitere Kommunikatoren befragt, wie sie die Veränderung der öffentlichen Diskussion wahrnehmen. Nicht zuletzt formulieren die Autoren der Studie – Claudia Mast von der Universität Hohenheim, Helena Stehle und Florian Krüger – praktisch umsetzbare Ratschläge für professionelle Öffentlichkeitsarbeit im Themenfeld Energie und Wasser.

Wenig überraschend steht das Thema Ausstieg aus der Kernenergie ganz oben auf der Agenda. Insgesamt wird die öffentliche Diskussion getrieben von den großen Ereignissen. Erstaunlicherweise stehen praktische Verbraucherthemen wie „Strom sparen“ oder „ökologisch wirtschaften“ beim Verbraucher keineswegs an erster Stelle. Da die Diskussion oft emotional und nahezu irrational wirkt, raten die Autoren davon ab, sich auf die großen Debatten zu beziehen. Erfolgversprechender ist es ihrer Ansicht nach, neue Themenfelder zu erschließen und in diesen die Meinungsführerschaft zu übernehmen. Als mögliche Themen nennen sie Energieverbrauch sowie die Elektromobilität. Sie raten, das Thema Kernenergie isoliert zu behandeln und eher auf das Thema „erneuerbare Energien“ zu setzen. Verbraucherthemen („Strom sparen“, „ökologisch wirtschaften“) werden als langfristige Kommunikationsthemen empfohlen.

Interessant auch die Analyse der Glaubwürdigkeit der einzelnen Akteure: Die Branchenriesen werden zwar als technisch kompetent wahrgenommen, aber nicht immer unbedingt als besonders glaubwürdig. Den Medien wird immer noch mehr Glaubwürdigkeit zugestanden – eine Chance für die Media Relations. Für Praktiker der Energiekommunikation eine lesenswerte und anregende Studie.

Das Buch beim Verlag ansehen und bestellen: Claudia Mast / Helena Stehle / Florian Krüger: Kommunikationsfeld Strom, Gas und Wasser – brisante Zukunftsthemen in der öffentlichen Diskussion, Berlin (Lit Verlag) 2011, ISBN 978-3-643-11284-2