Knigge für Social Media

Regeln für soziale Netzwerke hat der deutsche Knigge-Rat veröffentlicht. Der Verein kümmert sich um Verhaltensregeln in der Gesellschaft. Die Regeln sind allerdings für Social-Media-Nutzer nicht sonderlich überraschend. „Gut, dass sich mal jemand darum gekümmert hat“, kommentiert denn auch netzpolitik.org das Regelwerk. Hier ist es:

  • Alle Sicherheitseinstellungen aktivieren
  • Bilden Sie Freundeskreise
  • Schützen Sie bei jedem Eintrag ihre Privatsphäre
  • Prüfen Sie Ihre privaten Fotos
  • Ihre Persönlichkeit verdient Schutz
  • Achten Sie auf Vertraulichkeit
  • Löschen Sie aktiv unerwünschte Einträge

Zum kompletten Regelwerk des Knigge-Rats

10 Jahre Wikipedia: „Wichtig ist einer, der anfängt“

Wie entstehen Texte in der Wikipedia? „Da gibt es unterschiedliche Ansätze”, erklärt Magnus Gertkemper, langjähriger Wikipedianer und Administrator aus Fürth, auf der Podiumsdiskussion „10 Jahre Wikipedia“ im September 2011 in Nürnberg. „Manchmal ist es ein neuer Fußballspieler, mal ein neuer Film“. Oft sei es erst einmal ein Satz, ein so genannter Stub (engl. für „Stummel, Stumpf“). „Wer ein bisschen erfahrener ist, weiß, wie Artikel aussehen sollen und kümmert sich dann um Gliederung, Auszeichnung usw. Wichtig ist einer, der anfängt”.

Wie stehen Wissenschaftler zur Wikipedia? „Die Wissenschaft ist skeptisch, weil hier jeder mitschreiben kann“, sagte Professor Klaus Meier, Autor der Reihe Journalistischen Praxis, der kein aktiver Wikipedianer ist. Doch er wies auf der Podiumsdiskussion darauf hin, dass es an vielen Hochschulen und Universitäten Wikipedia-Studierendenprojekte gibt.

Meier, Lehrstuhlinhaber für Journalistik an der Katholischen Universität Eichstätt, meint: Man könne an der Wikipedia lernen, was der Kern der Wissenschaft ist, nämlich Quellenkritik. Problematisch sei das Veröffentlichen bei Wikipedia für angehende Wissenschaftler: Mit einer solchen Publikation könnten sie im Wissenschaftsbetrieb nicht punkten, da dort die Autorenschaft nachgewiesen werden müsse.

Zum gesamten Beitrag von Gabriele Hooffacker auf onlinejournalismus.de

Crossmedial ab Seite 1: Neuerscheinung „Pressearbeit praktisch“

Pressearbeit praktisch, das neue Buch von Gabriele Hooffacker und Peter Lokk, verbindet das aktuelle Wissen über Online-, Social-Media- und crossmediale Pressearbeit mit unseren Erfahrungen und unserem Wissen aus 30 Jahren Media Relations und Lehre des Fachs. Es ist soeben in der Reihe „Journalistische Praxis“ beim Econ Verlag erschienen und kostet 23 Euro.

Zur Pressemitteilung
Inhaltsverzeichnis und Leseproben
Den Webauftritt zum Buch haben Studierende der Journalistenakademie gestaltet.

Blogs, Social Media, der Qualitätsjournalismus und eine fragwürdige Studie

„Blogs spielen fast keine Rolle“ schreibt die Macromedia-Hochschule in ihrer Pressemitteilung vom 31. August. Die private Hochschule hat ihre Studierenden eine Studie zum partizipativen Journalismus im Super-Wahljahr 2011 durchführen lassen. Der partizipative Journalismus habe sich in Deutschland noch nicht durchgesetzt, heißt es.

Wie die Studie zu diesem Ergebnis kommt, bleibt allerdings unklar. Untersucht wurden 1.679 Artikel in 17 lokalen, regionalen und überregionalen Zeitungen sowie von sechs Blogs, jeweils zwei Wochen vor und nach den Landtagswahlen von Hamburg, Sachsen-Anhalt, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Bremen. Die Inhaltsanalyse ergab laut Pressemitteilung zweierlei: Fast 94 Prozent der Beiträge weisen keinen Bezug zu Internetangeboten auf. Ausgewertet wurde die Berichterstattung der „führenden Blogs in den Bundesländern“ – auch sie hatte, so die Studie, „keinen nennenswerten Einfluss auf die Blätter, in einigen Ländern konnten gar keine regional bedeutsamen Social Media-Formate ermittelt werden.“

Während man sich noch fragt, wo die Hochschullehrer denn nach Social-Media-Formaten gesucht haben außer in der Tagespresse, wundert man sich über die Absolutheit der Aussage. Denn die Studie ergibt lediglich: Beim Thema Landtagswahlen beziehen sich Tageszeitungen eher nicht ausdrücklich auf das, was in Blogs, Twitter, Facebook, Google+ diskutiert wird. Immerhin beschäftigten sich offenbar sechs Prozent der untersuchten Zeitungsbeiträge explizit mit Inhalten aus Social-Media-Plattformen.

Wie wurden die Themen eingegrenzt? Nach welchen Kriterien die Beiträge ausgewählt, nach welchen beurteilt? Wie hat die Hochschule festgestellt, dass sich die Journalisten nicht doch durch ihre Online-Kontakte über Social Media, Twitter oder Blogeinträge haben anregen lassen (sie nennen ja nicht immer den Weg, auf dem Informationen sie erreicht haben)? Methodisch bleibt einiges offen. Die Schlussfolgerung „Der partizipative Journalismus hat sich in Deutschland noch nicht durchgesetzt“ erscheint vor diesem Hintergrund, nun ja, gewagt.

Doch die Macromedia-Hochschule ringt sich noch zu einer zweiten Stellungnahme durch. Sie hat nämlich herausgefunden: „Regionale Printmedien bieten Qualitätsjournalismus“!

Das mag ja stimmen, aber wie wird die Aussage belegt? „49 Prozent der Artikel (orientierten sich) an direkten Themen zur Landespolitik, 25 Prozent betrafen das zur Wahl stehende politische Personal. Die Berichterstattung beruhte dabei zu mehr als der Hälfte auf eigenen Recherchen der Journalisten, hinzu kamen etwa weitere 30 Prozent selbst geführte Gespräche und Interviews – nur selten waren andere Medien, Agenturberichte oder Internetangebote die Quelle. – Aha. Also die Themenauswahl macht den Qualitätsjournalismus aus? Die Konzentration auf das politische Personal, also die (oft beklagte) Personalisierung der Politik? Auch der Verzicht auf weitere Quellen und Recherchen?

Leider verrät die Pressemitteilung nicht mehr zu den Kriterien und den Methoden, mit denen die Ergebnisse dieser Studie erzielt wurden – nur, dass es sich um ein gemeinschaftliches Projekt des Fachbereichs Journalistik an den Standorten München, Stuttgart, Köln und Hamburg handelt. Die Pressemitteilung kündigt an: „Nach den letzten beiden Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin soll eine Gesamtauswertung der Analyse publiziert werden.“ Vielleicht werden die offenen Fragen ja dort beantwortet.

Zur Pressemitteilung der Macromedia-Hochschule beim Informationsdienst der Wissenschaft (IDW)

Wieviel demokratisches Potenzial steckt im Web 2.0?

Das Web 2.0 wird von vielen als Demokratisierungsmaschine betrachtet, gerade weil es Öffentlichkeit herstellt. Der Politikwissenschaftler Tobias Bevc fragt in einem aktuellen Telepolis-Beitrag: Inwiefern wird das Verhältnis von Öffentlichkeit und Demokratie von den Medien beeinflusst? Seine ideengeschichtlichen Rückschau führt ihn zur Berlinischen Monatsschrift 1783, zu Ernst Cassirer, Walter Benjamin und Jürgen Habermas bis zum Web 2.0 und dem Zusammenhang von Öffentlichkeit und Demokratie. Zum Beitrag von Tobias Bevc auf Telepolis

Börsenblatt: Bußgeld-Bescheid für „Gefällt mir“-Button?

Webseitenbetreiber müssen wegen der Einbindung des „Like-Buttons“ von Facebook mit einem Bußgeld von bis zu 50.000 Euro rechnen. Das Thema ist schon länger in der Diskussion; aktuell hat das der Datenschutzbeauftragte des Landes Schleswig-Holstein, Thilo Weichert, erklärt. Börsenvereins-Rechtsanwalt Adil-Dominik Al-Jubouri erklärt den Vorgang im Interview mit dem Börsenblatt des Deutschen Buchhandels.

Web 3.0 ist eher Vision als Wirklichkeit

Mit der Entwicklung des Internets zum Leitmedium ist die Bedeutung der klassischen Medien in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Anton Simons, Journalist und Blogger, antwortet auf die Frage „Über welche Qualifikationen und Qualitäten sollte der „Journalist 2.0“ verfügen?“

In Zukunft wird es kaum mehr möglich sein, im Journalisten-Beruf ohne ein gewisses Maß an Internet-Affinität zu bestehen. Wer Journalist werden möchte, sollte Freude am Ausschöpfen der neuen Möglichkeiten und am Experimentieren mit den sich wandelnden Darstellungsformen mitbringen. Er sollte zum Diskurs mit dem Nutzer bereit sein und er sollte gewillt sein, sich von den Nutzern beim Schreiben quasi über die Schulter schauen, sich ergänzen und gegebenenfalls auch korrigieren zu lassen.

Welche Chancen bietet das Web 2.0 Medienunternehmen und Journalisten?

Die Technologien und Tools des Web 2.0 machen eine Erhöhung der Arbeitseffizienz, der Produktivität und der Produktqualität möglich – zum Beispiel dadurch, dass sie es in einem bislang nicht möglichen Ausmaß erlauben, die Schwarmintelligenz der Mitarbeiter und kollektive Nutzerressourcen anzuzapfen.

Sublokale Blogs („Placeblogs“) und Blogs, die intensiv sehr eng umgrenzte Themen
bearbeiten, werden von Journalisten in den nächsten Jahren möglicherweise zunehmend
als Möglichkeit genutzt, unter Umgehung der klassischen Medienunternehmen mit
Qualitätsjournalismus Geld zu verdienen.

Wie könnte die nächste Entwicklungsstufe des Internets (das Web 3.0) aussehen?

Es gibt durchaus vielversprechende Ansätze. Trotzdem ist das Web 3.0 bislang eher eine Vision als Wirklichkeit. Wenn es das semantische und quasi mitdenkende Netz aber tatsächlich einmal gibt, könnte es dem Journalismus – ebenso wie es das Web 2.0 getan hat – neue Dimensionen eröffnen.

Das vollständige Interview mit Anton Simons bei complus

Facebook lockt mit Journalisten-Workshops

Mit einer Online-Akademie für Journalisten will Facebook bei den Medien punkten. „Das ist auf gar keinen Fall ein Volkshochschulkurs für Journalisten“, sagte Tina Kulow, die deutsche Sprecherin von Facebook, dem „Tagespiegel“. Vielmehr seien in Gesprächen mit Journalisten immer wieder Fragen aufgetaucht, was man mit Facebook machen kann, um mit Lesern in Kontakt zu treten oder gar neue Leser zu gewinnen. In den USA findet bereits am 27. April in Palo Alto am Firmensitz von Facebook ein erster Journalisten-Workshop statt. Auch in Deutschland ist ein solches Treffen in Planung, „wenn auch zuerst als Testballon“, wie Kulow sagt.

Zum Beitrag beim Tagesspiegel
Zum Facebook-Angebot für Journalisten

Recherche 2.0 beim Deutschen Journalistentag


Journalismus heißt Zeit haben für Recherche – das forderte die Deutsche Journalistenunion in verdi ein. Am 27. November lud sie zum 24. Journalistentag 2010 ins Haus der ver.di-Bundesverwaltung, Paula-Thiede-Ufer 10, in 10179 Berlin. Ab 10 Uhr referierten Hans Leyendecker (Keynote: Recherche – Handwerk – Kunst – Notwendigkeit), Gabriele Hooffacker (Online-Recherche 2.0: Alles andere als anonym), Manfred Redelfs von Greenpeace, Erwin Kohla, SWR, Uwe Röndigs, Weilburg und Stephan Weichert.

Alles andere als anonym: Vortrag von Gabriele Hooffacker (PDF)

Tipps und Tricks zur Recherche haben Ele Schöfthaler (für die klassische Recherche) und Gabriele Hooffacker (für die Online-Recherche) im Recherche-Buch der Gelben Reihe zusammengestellt.