Studie: Wie Wikipedia mit PR umgeht

Wie bei Wikipedia Unternehmen, Politiker und andere Akteure Einfluss ausüben, ist Thema der neuen Studie der Otto-Brenner-Stiftung. Marvin Oppong, Journalist und Dozent, hat die Wikipedia-Autoren beim eher ratlosen Umgang mit PR beobachtet. Anhand von Fallstudien zu Daimler, RWE oder den Steyler Missionaren zeigt er, wie die Einflussnahme konkret aussieht.

Er hat beobachtet, dass die Zahl der Unternehmenspressestellen und PR-Agenturen, die Einfluss auf Wikipedia-Einträge nehmen, riesig groß ist. Die ehrenamtlichen Wikipedia-Mitarbeiter sind viel zu wenige und haben den gut bezahlten PR-Autoren wenig entgegenzusetzen. Die Otto-Brenner-Stiftung und der Autor haben deshalb zehn konkrete Verbesserungsvorschläge entwickelt, wie ihrer Meinung nach die Chancen von Manipulationen für PR-Zwecke begrenzt werden können.

Pressemitteilung der Otto-Brenner-Stiftung zur Studie über PR in Wikipedia
Die komplette Studie „Verdeckte PR in Wikipedia“ zum Herunterladen

10 Jahre Wikipedia: „Wichtig ist einer, der anfängt“

Wie entstehen Texte in der Wikipedia? „Da gibt es unterschiedliche Ansätze”, erklärt Magnus Gertkemper, langjähriger Wikipedianer und Administrator aus Fürth, auf der Podiumsdiskussion „10 Jahre Wikipedia“ im September 2011 in Nürnberg. „Manchmal ist es ein neuer Fußballspieler, mal ein neuer Film“. Oft sei es erst einmal ein Satz, ein so genannter Stub (engl. für „Stummel, Stumpf“). „Wer ein bisschen erfahrener ist, weiß, wie Artikel aussehen sollen und kümmert sich dann um Gliederung, Auszeichnung usw. Wichtig ist einer, der anfängt”.

Wie stehen Wissenschaftler zur Wikipedia? „Die Wissenschaft ist skeptisch, weil hier jeder mitschreiben kann“, sagte Professor Klaus Meier, Autor der Reihe Journalistischen Praxis, der kein aktiver Wikipedianer ist. Doch er wies auf der Podiumsdiskussion darauf hin, dass es an vielen Hochschulen und Universitäten Wikipedia-Studierendenprojekte gibt.

Meier, Lehrstuhlinhaber für Journalistik an der Katholischen Universität Eichstätt, meint: Man könne an der Wikipedia lernen, was der Kern der Wissenschaft ist, nämlich Quellenkritik. Problematisch sei das Veröffentlichen bei Wikipedia für angehende Wissenschaftler: Mit einer solchen Publikation könnten sie im Wissenschaftsbetrieb nicht punkten, da dort die Autorenschaft nachgewiesen werden müsse.

Zum gesamten Beitrag von Gabriele Hooffacker auf onlinejournalismus.de