Von Kleidern und Worten – Berufsbild und Anforderungsprofil eines Modejournalisten/Stylisten

 

„Wer über Mode schreiben will, der muss sich mit allem beschäftigen. Sogar mit Politik. Denn Mode ist alles. Sie ist der Seismograf ihrer Zeit. Mode zeichnet die Schwingungen auf, bevor die Gesellschaft die Erschütterung spürt. Ein Modekritiker muss die Zeichen lesen können“.

(Peter Bäldle, über 40 Jahre Modekritiker der „Süddeutschen Zeitung“)

Am Glamour der Mode Teil zu haben und darüber als Modeautor oder Moderedakteur zu berichten – davon träumen viele. Und das sieht etwa so aus: Am Laufsteg sitzen und die Kleidersprachen der Modelabels zu interpretieren, danach Models interviewen oder eine Reportage über den neuen Star der Modebranche verfassen und in einer Modekritik die Essenz einer Kollektion erkennen; nebenbei auf Partys noch einmal den Zauber der Fashionwelt genießen – so stellen man sich gemeinhin das Berufsfeld Modejournalist vor. Die Jobs der Modejournalisten gelten als cool und gerade in Deutschland nimmt die Berichterstattung über Mode in allen Facetten ja auch seit Jahren (endlich) zu.

Dabei wird oft vergessen, dass das Anforderungsprofil es in sich hat: Ein ordentlich ausgebildeter Modejournalist verfügt über profunde Kenntnis des gesamten Modefachwissens (Mode-Experte) und weiß diese Modeebenen zu visualisieren (Fashion Editor oder Moderedakteur); er hat das Handwerk das Journalisten erlernt und beherrscht die klassischen journalistischen Darstellungsformen (Modeautor und -reporter) und die Anwendung all dessen auf unterschiedlichsten Medienarten (Medienkompetenz).

Dies alles ist im modernen Modejournalismus gefragt, und so können die jungen Kulturjournalisten der Mode sich nach der Ausbildung spezialisieren und entscheiden, ob sie ihre Geschichten erzählen in Artikeln und Texten, Reportagen und Interviews (als Textredakteur und Reporter, im Ressort Kultur oder Lifestyle) oder ob sie ihre Geschichten in Bildern erzählen (in Fotostrecken der Moderedaktion und  Beautyressort). Viele wählen auch den Weg in die Grafik oder Bildredaktion, ins Fernsehen oder verstärkt in Online-Redaktionen, die gerade den Modejournalisten neue Tätigkeitsfelder eröffnet haben.

Das alles heißt: Schillernde Modewelt ja, aber er ist auch harte Arbeit und es braucht schon eine große Leidenschaft für dieses besondere journalistische Feld mit seinen besonderen Anforderungen im Schreiben und Visualieren. Und es geht nicht nur um die kommerzielle Berichterstattung über die klassischen Produkte der Mode; auch darum, was uns die Mode über die Identität und die Zeichen einer Zeit sagt.

Und wenn der japanische Mode-Designer Yohji Yamamoto einmal gesagt hat, „Mode zeichnet Zeit“, dann verraten uns etwa die berühmten Turnschuhe von Politiker Joschka Fischer, die er 1985 zur Vereidigung zum Umweltminister in Hessen trug, viel von seiner Lebenseinstellung und vom grünen, unorthodoxen Zeitgeist der politischen 80er Jahre. Mit diesen Sneakers wurde Joschka Fischer unweigerlich zum modisch Handelnden – und damit zu einem etwas anderen Objekt des Modejournalismus.

Mode bildet eben den ganzen Kosmos ab; ist Glamour, Konsumgut und Kulturgut, Seismograf gesellschaftlichen Wandels und Spiegel der Zeiten. All dies vermittelt der Modejournalismus – idealerweise in guten Geschichten und allen Medienarten.

von Sabine Resch

 

Das generelle Anforderungsprofil der Modejournalisten:

• Leidenschaft, Neugier und Offenheit, selbstständiges Arbeiten, Organisationstalent,  Disziplin und Kreativität verlangen das Journalistenleben und die Modewelt gleichermaßen.
• Gespür für Trends und Zeitströmungen, Bezug zu Kunst und Kultur, Begeisterung für Mode und ihre Spielarten sowie eine profunde Allgemeinbildung ist selbstverständlich.
• Die unbedingte Bereitschaft, sich auf die Unberechenbarkeit zweier eitler Branchen einlassen zu können.
• Modejournalisten müssen auf der Höhe der Zeit sein und in der Lage, politisches, ökonomisches sowie gesellschaftliches Zeitgeschehen zu reflektieren und in Mode zu transportieren: Sie müssen Mode „lesen“ können.

 

Die sieben Fach-Kompetenzen der Mode-Journalisten:

• Fachkompetenz (journalistisches Handwerk, Berufswissen)
• Sachkompetenz (Ressortwissen Mode)
• Visualisierungskompetenz Mode (Bildsprache der Mode)
• Vermittlungskompetenz (Artikulationsfähigkeit in Wort und Schrift)
• Organisationskompetenz
• Technische Kompetenz (neben Texterfassung, z.B. auch Layout, neue Medientechniken)
• soziale Kompetenz

 

Funktionen von Modejournalismus heute:

• allgemeine journalistische Funktion: Wissen und Vermittlung
• Service-Journalismus in Bild und Wort: Beraten und Aufklären
• ästhetisch-künstlerisch-kritische Form: Analyse und Reflexion