Typisch Journalisten
In der Interviewpraxis lassen sich Journalisten in fünf Typen einteilen: in Stichwortgeber, Besserwisser, Fragensteller, Interviewer und Top-Interviewer. Diese unterscheiden sich vor allem darin,
Anhand dieses Kapitels können Journalisten ihre Denk- und Arbeitsweise überprüfen und gegebenenfalls ändern.
Eine Schande für die Branche
Für den Stichwortgeber ist Kommunikation ein notwendiges Übel. Da er seine journalistischen Beiträge am liebsten zurückgezogen im stillen Kämmerlein erstellt, sind Wörter wie "Gesprächsqualität", "emotionale Kommunikation" und "Empathie" so etwas wie Fremdwörter für ihn. Er verwendet möglichst wenig Zeit und Mühe darauf, seine Gespräche vorzubereiten. Ein paar Stichworte zu den Sachthemen – das war's.
Der Stichwortgeber ist weder willens noch fähig, Interviewpartnern auf Augenhöhe zu begegnen. Zu hochrangigen Informanten schaut er gar auf wie ein Grundschüler zu Lehrern. Dieser Journalistentyp lässt sich von seinen Gesprächspartnern nach deren Belieben steuern, weil dies schlicht der bequemste Weg für ihn ist, über die Runden zu kommen.
Sein Hauptmotiv, Interviews abzuarbeiten, ist nicht [...]
Mehr über den Stichwortgeber und die anderen Journalisten-Typen lesen Sie im Buch.
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Typisch Informanten
[...]
Im Interviewprozess weisen bestimmte Informantentypen ähnliche Verhaltensmuster auf, die Journalisten kennen sollten. Eine allgemeingültige Gebrauchsanleitung für Interviewpartner gibt es allerdings nicht! Zwar werden sie auf den kommenden Seiten nach Berufsgruppen und Angsttypen kategorisiert. Die Typologien dürfen aber lediglich als Orientierungshilfe verstanden werden, die keinesfalls zu Schubladendenken verleiten soll.
Andere Berufe, andere Sitten
Zumeist suchen Journalisten ihre Interviewpartner nach deren Sachkenntnis zu bestimmten Gesprächsthemen aus, die wiederum eng mit deren Berufen zusammenhängt. Deshalb ist eine berufsbezogene Typologie für Interviewer besonders nützlich. Hier können Journalisten nachschlagen, um sich erste Vorstellungen davon zu machen, was sie von avisierten Gesprächspartnern erwarten können.
Im Folgenden werden interviewspezifische Merkmale von 15 häufig befragten Berufsgruppen beschrieben. Im Einzelnen geht es um
Die für Journalisten überaus wichtige Berufsgruppe "Pressesprecher" wird im Beitrag "Vom Wesen des Pressesprechers" gesondert beschrieben.
Details zu den anderen Informanten-Typen lesen Sie im Buch.
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Bloß keinen Fehlstart provozieren!
Unabhängig davon, ob das Interview von Angesicht zu Angesicht oder per Telefon geführt wird, egal ob es im Fernsehen, im Radio, im Internet oder auf Druckpapier erscheint: Die Einstiegsfrage ist aus emotionaler Sicht immer gleich wichtig. Wenn sich der Journalist bereits hier im Thema, im Ton und/oder in der Wortwahl vergreift, droht das gesamte Gespräch zur Farce zu werden. Das passiert mitunter sogar ausgebufften Interviewprofis. Ein Beispiel dafür:
Worauf Interviewer bei der Einstiegsfrage und im weiteren Gespräch achten müssen, lesen Sie im Buch.
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Körpersprache "lesen" und interpretieren
Bevor die wichtigsten Ausweichmanöver von Interviewpartnern beschrieben werden, zunächst ein Exkurs in die Körpersprache. Denn wie Interviewfragen auf Gesprächspartner und – umgekehrt – deren Antworten auf Journalisten wirken, hängt nicht nur von der Wortwahl und vom Satzbau ab. Extrem wichtig ist auch die nonverbale Ausdrucksweise der Sprechenden. Das hat unter anderem der in den USA lehrende Psychologieprofessor Albert Mehrabian nachgewiesen. Nach seinen Studien hängt die Wirkung gesprochener Botschaften
ab. Dies erklärt auch, warum manche Journalisten ihre Interviewpartner im Extremfall verärgern, während andere ihre Informanten mit denselben Fragen in begeisternde Gespräche verwickeln.
Journalisten sollten die wichtigsten "Vokabeln" der Körpersprache kennen, um ein Gefühl dafür zu entwickeln, ob ihre Informanten zum Beispiel ehrlich antworten oder lügen, offen oder verschlossen, gelassen oder nervös und geduldig oder ungeduldig sind. [...]
Welche "Vokabeln" der Körpersprache (Körperhaltungen, Gestik, Mimik) Sie in Interviews unbedingt beherrschen sollten, lesen Sie im Buch.
Und Tschüss, das war's – aber noch nicht für jeden
Journalisten sollten den Interviewausstieg und die Verabschiedung des Gesprächspartners genau so wichtig nehmen wie alle Interviewschritte zuvor. Zwar endet für Radio-, Fernseh- und Videojournalisten der Kommunikationsprozess mit dem Informanten zumeist direkt nach dem Interview, da sie es in der Regel ohne Autorisierung senden (wenn es nicht bereits live ausgestrahlt wurde). Aber korrekte Umgangsformen und die Aussicht auf eventuell künftige Interviews mit demselben Gesprächspartner gebieten es, dass sie einen anständigen Eindruck bei ihm hinterlassen.
Danach haben Radio-, Fernseh- und Videojournalisten ihren Job – hinsichtlich der emotionalen Kommunikation mit dem Interviewten – erledigt. Es ist vollbracht! Das war's. Und auf zum nächsten Interview! Vielleicht wieder mit diesem Buch.
Für schreibende Journalisten geht es noch weiter – mit der Verschriftlichung der gesprochenen Worte und der Autorisierung der Druckversion durch den Informanten. Diese beiden finalen Schritte können die endgültige Interviewqualität noch einmal stark beeinflussen.
Deshalb sollten Print- und Onlinejournalisten am Interviewende wieder genau das tun, was sie idealerweise bereits in der Gesprächsvorbereitung getan haben: auf eine Autorisierung in ihrem Sinne hinarbeiten. Das Hauptziel des Journalisten zum Abschluss der Frage-Antwort-Situation und bei der Verabschiedung des Informanten muss es also sein, den Informanten (und dessen Beistand) in einer positiven, kooperativen Atmosphäre zu verlassen.
In diesem Sinne sollte die Abschlussfrage – wie auch schon die Einstiegsfrage – offen formuliert werden und positiv für den Gesprächspartner sein. Dafür eignen sich [...]
Wie Sie Ihr Gespräch clever beenden, lesen Sie im Buch.
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Die Frage-Antwort-Situation ist vorbei – und damit der kommunikative Höhepunkt des Interviewprozesses. Spätestens beim Abschiedsgruß weicht die innere Anspannung der Beteiligten dem erleichternden Gefühl, das Entscheidende geschafft zu haben. Ist dies der Grund, warum schreibende Journalisten ihre letzten beiden Arbeitschritte oft nur noch mit halber Kraft verrichten?
Ehe Printjournalisten ihre Interviews veröffentlichen können, müssen sie den Original-Wortlaut verschriftlichen und ihre Textversion (üblicherweise) vom Befragten oder dessen Pressesprecher autorisieren lassen.
Die Autorisierungspraxis ist Usus in Deutschland. In vielen Fällen leiden der Informationswert und die Lesbarkeit von Interviews unter den nachträglichen Änderungen vor allem PR-getriebener Informanten. Nicht selten manipulieren sie die Textversion der Journalisten, indem sie bestimmten Antworten, zu denen sie nach dem Gespräch nicht mehr stehen wollen, einen anderen Sinn geben.
Über die Qualität geschriebener Interviews ist nach dem Abschiedsgruß also noch nicht entschieden. In der Frage-Antwort-Situation hat sich der Journalist lediglich den "Rohstoff" für sein Endprodukt erarbeitet. Letztlich ist entscheidend, in welcher Form der Informant den Interviewtext zur Veröffentlichung freigibt.
Und deshalb ist es fatal, wenn Redakteure den Original-Wortlaut lieblos und unsensibel für die Autorisierung einfach nur "eindampfen" – und ihre Textversion dann auch noch widerstandslos von ihren Informanten verschlimmbessern lassen. Leider passiert auch das nicht selten.
Das letzte Kapitel dieses Buches ist ein Plädoyer für eine Interview-Verschriftlichung mit Liebe zum Detail und für die Durchsetzung journalistischer Qualität auch im Autorisierungsprozess – letztlich also für den "echten" Interviewer, der eben mehr ist als nur ein plaudernder Schreiberling.
Und last but not least: Die wichtigsten Tipps und Tricks für die Verschriftlichung und Autorisierung lesen Sie im Buch.